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Unsere Erlebnisse und Erfahrungen in Malawi 2019


Liebe Mitglieder und Freunde von AAA,

kurz gesagt:
Es gibt nichts, was es nicht gibt...

In diesem Jahr sind wir mit dem Ergebnis unseres Aufenthaltes nicht so wirklich zufrieden. Nur weniges verlief wie geplant, und auch die allgemeinen Umstände machten uns große Striche durch die Rechnung.
Die Hinreise selbst ging dieses Mal recht planmäßig und pünktlich von statten. Auch wenn es vor der letzten Etappe eine kleine Kapriole gab: Wir waren in Nairobi bereits mit dem Flughafenbus zum Flugzeug gebracht worden, da ging es gerade wieder retour zum Gate, von dem wir gestartet waren. Der Pilot sei noch gar nicht anwesend, hieß es. Doch eine Stunde später war es soweit, und wir konnten tatsächlich starten. Immerhin holten wir den Großteil der Verzögerung wieder auf und kamen nur 20 Minuten später als geplant in Blantyre an. Den ersten Koffer fanden wir auf Anhieb, aber wo blieb der zweite? Ein Beamter antwortete freundlich, aber bestimmt, dass 25 Gepäckstücke erst gar nicht von Nairobi mitgenommen wurden. Das Flugzeug sei zu klein und größere Maschinen könnten zurzeit in Blantyre nicht landen, weil sich in der Mitte der langen Startbahn eine große Baustelle tummelt. Wir mögen doch einfach übermorgen, am Freitag, nochmal zum Flughafen rausfahren. Da würde alles Gepäck, welches über die Woche in Nairobi liegen gelassen worden war, in einer Sondermaschine nach Blantyre geflogen. Wir und alle anderen Passagiere hätten natürlich sonst nichts in Blantyre zu tun, so dass wir doch sicher alle gerne nochmal am Freitag anrücken möchten. Unser aller Freude hielt sich verständlicherweise sehr in Grenzen, vor allem bei denen, die am Freitag eigentlich schon im Norden Malawis nach Sambia hinüber wollten. Doch immerhin: Exakt 48 Stunden später kam tatsächlich unser Gepäck an.

Auf dem Flughafen in Blantyre angekommen, November 2019

Links: Baustelle mitten auf dem Flughafen von Blantyre Rechts: Im Jambojet gibt es kaum Platz fürs Gepäck

In den ersten Tagen besuchten wir unseren Missionar Olav samt Familie zu einem anregenden Ideen- und Erfahrungsaustausch. Tags darauf trafen wir uns erstmals mit einem Missionar aus der Liebenzeller Mission, der ebenfalls in Blantyre wohnt. Durch das Gespräch mit ihm kamen wir von der aus Deutschland mitgebrachten Idee ab, stabilere Häuser in Form von Sandsack-Häusern zu bauen. Durch die große Hitze, speziell im Lower Shire Gebiet, werden diese schnell spröde und reißen auf. Besser geeignet und wesentlich stabiler seien Häuser aus gepressten Betonziegeln. Bevor wir in den Lower Shire fuhren, hielt es unser Projektleiter für notwendig, unser Projektauto zu reparieren, da es nicht richtig starten würde und nach einigen Kilometern Fahrt anhalten und abkühlen müsse. Die Reparatur würde nur einen Tag beanspruchen. So hatten wir Gelegenheit, in Limbe eine Baustelle zu besuchen, bei der solche Betonziegel gepresst und verbaut werden.

AAA Malawi: Herstellung von Pressziegeln für Zyklon-Opfer

Betonziegel (links), die mit der Maschine (rechts) hergestellt wurden

So ganz ungelegen kam dieser Ruhetag nicht, denn wir erfuhren aus den Nachrichten und von Olav, dass die aktuelle Hitze von 47° vier Tote (allesamt Einheimische) gefordert habe. Die Leute seien einfach zusammengebrochen. Diese Hitze mussten wir uns nicht antun. Jedoch blieb es nicht bei diesem einen Tag Autoreparatur. Als wir zurückkamen, war der Motor bis auf das letzte Schräublein zerlegt.

Nicht enden wollende Reparatur am Motor des überalterten Pickups von AAA Malawi

Die Teile müssten gereinigt und einige ersetzt werden, hieß es. Allein das Besorgen der Ersatzteile und die Reinigung kosteten einen weiteren Tag, da es in Blantyre tagsüber zu mehreren Stunden Stromabschaltung kommt. Am dritten Tag sollte dann der Motor zusammengesetzt werden, so dass wir gleich danach abfahren könnten. Was am nächsten Tag nicht fertig wurde, war der Motor. Auch wenn wir den Mechanikern keinen mangelnden Arbeitseinsatz vorwerfen konnten, ärgerten wir uns sehr wegen des Zeitverlustes. Die Stimmung von uns "steigerte sich“ noch, weil das Auto auch am vierten Tag nicht fertig wurde. Am fünften Tag seien nur noch wenige Kleinigkeiten zu machen und spätestens am Mittag könnten wir dann endlich starten. Mittags war tatsächlich alles wieder eingebaut. Natürlich sprang der Motor nicht an. Die Leute schoben das Auto von Mybeck`s Grundstück herunter auf die Straße vor seinem Haus. Wenn man die Route geschickt wählte, konnte man so fahren bzw. rollen, dass es etwa 1 km nur bergab ging. Irgendwann auf der Fahrt bergab würde der Motor anspringen. Halb schiebend, halb rollend ging es nun bergab, bis tatsächlich wenige Meter vor dem Ende der abschüssigen Strecke endlich der verflixte Motor ansprang, eine riesige schwarze Qualmwolke hinter sich herziehend. Noch ein paar Handgriffe und einige kurze Probefahrten später lief der Motor wieder. Es war Nachmittag geworden. Unser 73-jähriger Fahrer Felix, der bei den Reparaturen die ganze Zeit mit dabei war, war dann jedoch derart müde, dass eine Abfahrt noch heute zu gefährlich gewesen wäre, vor allem auf der Serpentinenstrecke 1000 Meter hinunter nach Chikwawa. Es sollten sich alle ausruhen. Am nächsten Morgen sollte es um 6 Uhr losgehen. Den unfreiwillig langen Aufenthalt in Blantyre verschönerten wir uns mit häufigen Spaziergängen zum Mount Soche und dem See am Steinbruch.

Am Mount Soche, Hausberg von Limbe

Links: Mount Soche, unser Hausberg, ist mit über 1500 m höher als der Feldberg. Rechts: Im 1200 m hoch gelegenen Stadtteil von Blantyre-Limbe namens Soche. Die Slums ziehen sich mittlerweile am Berghang hoch

Am nächsten Morgen, wir hingen bereits eine geschlagene Woche in Blantyre herum, ging es endlich los. Alle 20 km mussten wir anhalten, weil der Kühler kochte. Zwischen Chikwawa und Nchalo strandeten wir erstmals in einem verschlafenen Nest mit dem romantischen Namen Kasinthula. Ein Mechaniker musste wieder her, jedoch hingen wir nicht zu allzu lange fest, so dass wir kurz vor Mittag Nchalo erreichten. Eigentlich wollten wir schon um 8 Uhr hier sein, gleich zu Beginn der Banköffnungszeit. Da wir schon so viel Zeit verloren hatten, wollten wir nicht nochmal einen Tag verlieren mit einer weiteren Fahrt von Tengani nach Nchalo und wieder zurück. Deshalb hatten wir beschlossen, gleich auf der Hinfahrt das gesamte Projektgeld mit einem Mal abzuheben.

Am Manje -Teich unterhalb des Soche Hill bei Limbe

Links: Der Manje Dam, ein Steinbruchsee am Mount Soche. Rechts: Sogar Fische gehen hier ins Netz.

Wer gedacht hätte, dass der Bankbesuch der kürzeste Part des heutigen Tages sei, sah sich getäuscht. Unsere 4 Millionen Kwacha mussten anscheinend erst mit einer Sicherheitsfirma herangekarrt werden. Inzwischen war sogar in der Bank der Strom ausgefallen. Aus dem zuvor klimatisierten Raum entwickelte sich in Minutenschnelle eine übel nach Schweiß stinkende Saune, da die Sonne gerade exakt senkrecht von oben herunter prasselte. Ganze zwei Stunden dauerte die Tortur, bis wir mit zwei Geldpaketen die Bank verlassen konnten.

Unendliches Warten auf der Nchalo-Bank im Lower Shire, November 2019

Links: Schlange stehen in der Nchalo Bank. Rechts: Plötzlich steht dieser Wagen einer Sicherheitsfirma da. Rechts unten: 4 Millionen Kwacha in zweitausend Zweitausendern.

Während wir unser Mittagessen organisierten, wurde am Auto nochmals ein Teil ausgewechselt. Danach lief es tatsächlich deutlich besser. Die zweite Hälfte der Strecke konnten wir ohne Zwischenstopp zurücklegen und kamen kurz vor Sonnenuntergang endlich in Ngona an. Es war schon stockfinster, als wir zur Mpatsa Schule aufbrachen. Dort hatten tatsächlich alle Lehrer samt Rektor ausgeharrt und auf uns gewartet, weil Mybeck um ein dringendes Meeting gebeten hatte. Im einstündigen Meeting eröffneten wir den Lehrern, dass sie von ihrer deutschen Partnerschule eine Spende von fast 2,3 Millionen Kwachas erhalten, die für Zyklonopfer bzw. –schäden eingesetzt werden sollte. Wir setzten ein Meeting für den Montagmorgen an. Übers Wochenende solle das Mpatsa-CDSS-Team ein Budgetplan erstellen und uns vorlegen. Die anschließende Nacht zum Samstag war furchtbar. Die Hitze im Haus war kaum zum Aushalten. Tief in der Nacht begann es überall zu zwicken und zu beißen. Als es nicht mehr zum Aushalten war, gingen wir nach draußen, wo es wesentlich kühler war. Nach Sonnenaufgang konnten wir den Grund der nächtlichen Zwickattacken sehen: Die Betten waren übersät mit zehntausenden Ameisen oder noch mehr. Auch Mybeck blieb nicht verschont. Als wir morgens sein Kopfkissen ausschüttelten, fiel eine ganze Ameisenwolke zu Boden. Es hatte sich gerächt, dass wir gestern in Nchalo kein Insektenspray mehr gefunden hatten. Am Vormittag fuhren wir nach Nsanje, um dort Heiners FONE-Projekt und seinen Projektleiter, Herrn Goba, zu besuchen. Auch die FONE-Farm hat unter dem Zyklon gelitten. Wir besuchten das Farmgelände und Herrn Gobas Anwesen mit den Waisenkindern. Wir händigten ihm seine Projektgelder persönlich aus. Danach stürmten wir die Läden, bis wir endlich einen fanden, der noch Insektengift hatte. Als wir daheim waren, behandelten wir das gesamte Haus damit und hatten erst einmal Ruhe vor den Plagegeistern.

Besuch bei Mr. Goba in Nsanje, Nov.2019

Links: Familie Goba mit den vier Waisenkindern. Rechts: Auf diesem Grundstück soll die FONE-Projektbasis aufgebaut werden

Nachdem wir am Sonntagvormittag die bisherigen Kosten abgerechnet hatten, besuchten wir am Nachmittag unsere Gärtnerin Mary, deren Haus der Zyklon im März völlig zerstört hatte. Unser AAA-Team baute ihr neues Haus in unmittelbarer Nachbarschaft des alten Hauses. Die ganze Familie war gerührt, als wir ihnen den Artikel aus der Pforzheimer Zeitung zeigten, in welchem im April über das Schicksal der Familie berichtet worden war.

Marys Ruine nach Zyklon Anfang 2019; Mary und ihr neues, stabiles Haus

Links: Das alte, vollkommen zerstörte Haus. Mitte: Hausneubau im Juli 2019. Rechts: Marys Familie freut sich über das neue Wohnhaus

Bei einem weiteren Besuch einer andere Mary, unserer früheren Gastgeberin erfuhren wir, dass direkt bei uns im Dorf am Shire-Fluss Flusspferde zugegen sind, das erste Mal seit acht Jahren. Die wollten wir natürlich sehen. Auf dem Weg dorthin kamen wir über einen großen Platz, auf dem sich gerade einige Jugendliche beim Fußball flinkere Beine antrainierten. Bis vor kurzem standen hier noch die Notunterkünfte des UNHCR. Drum herum standen jedoch noch eine ganze Menge Ruinen, alles Häuser, die durch den Zyklon unbewohnbar wurden. Nicht weit davon hörten wir schon die Hippos im Fluss nach uns rufen, noch bevor wir das Ufer erreichten. An manchen Tagen sollen bis zu fünf Flusspferde gleichzeitig da sein. Wir bekamen jeweils maximal drei zu Gesicht. Da sie sich immer in der Flussmitte aufhielten, spielten sie lebendige Grenzsteine. Von uns aus gesehen bis zu den Hippos war Malawi, hinter ihnen begann Mosambik.

Lower-Shire-Landschaften

Landschaft am Shire mit Blick hinüber nach Mosambik. Im Hintergrund der Chiperone, über 2000 m hoch (rechts)

Hippos im Shire-Fluss bei Tengani, Nov.2019

Collage mit den schönsten Hippo-Szenen.

Am Montag begaben wir uns zum verabredeten Meeting in die Mpatsa Schule. Tatsächlich hatte man das ganze Wochenende bereits geplant und budgetiert, denn die Schule war von den Folgen des Sturms Idai schwer gezeichnet: Das Mauerwerk und die Elektrik waren schwer beschädigt und fast alle Fensterscheiben zerbrochen. Mit dem ersten Teil des Budgets sollten die Schulgebäude saniert werden. Das Mauerwerk solle ausgebessert und abgedichtet werden. Säulen, Dächer und Klassenzimmer benötigten frische Farbe. Außerdem sollten neue Fensterscheiben eingesetzt werden. Die Regenzeit steht kurz bevor, ebenso die Trimester- Prüfungen. Da sollten die Klassenzimmer natürlich trocken bleiben.

Übergabe des THG-Spendenschecks AAA Germany an Mpatsa CDSS, November 2019

Links:. Der vereinbarte Verwendungszweck wird als Selbstverpflichtung im „Verwendungszweck“ auf dem Scheck eingetragen. Rechts: Birgit übergibt den ersten Teil der Spende.

Mit dem zweiten Teil des Budgets sollten 20 besonders bedürftige Studenten neue Schuluniformen und Schreibmaterialien erhalten. Außerdem sollten sie und einige bedürftige Lehrer auch einen großen Maissack bekommen, um die Familien bis zur nächsten Ernte über Wasser zu halten. Diese Studenten und Lehrer hatten beim Zyklon alles Hab und Gut verloren. Nach einem Rundgang durch die Schulgebäude übergaben wir den ersten Teil der Spendensumme, fast 1 Million Kwachas. Bereits für den kommenden Freitag setzten wir ein neues Meeting fest, an das sich eine große Schulveranstaltung anschließen sollte. Nach dem lange andauernden Meeting stand die Sonne genau im Zenit. Die Hitze war unbeschreiblich. Der Uhrzeiger hatte sich gerade über die 11 Uhr geschleppt. Es ging nur noch nach Hause. An Arbeit war heute nicht mehr zu denken. Die anschließende Nacht war zwar immer noch so heiß, dass wir kaum ein Auge zubekamen, jedoch hatten wir zumindest keine Ameisen mehr im Bett. Sie lagen in Scharen drum herum - mausetot. Am Dienstagmorgen wollten wir Anpflanzungen besichtigen. Wir besuchten die beiden Gemeinden Nthumba und Chikoko. In beiden Orten sahen die Anpflanzungen recht ordentlich aus. Sie wirkten gepflegt, und Schäden durch den Zyklon bzw. durch Tierverbiss waren hier nicht zu sehen. Die Jatropha-Pflanzen hatten zwar fast keine Blätter, aber das ist für diese Jahreszeit normal. Mit Blättern hätten die Pflanzungen natürlich viel schöner ausgesehen. Chikoko hat sich zu einem Musterbeispiel entwickelt: Nicht nur werden hier der Brunnen und die Pflanzen gepflegt: Die Anwohner haben sich eine eigene kleine Baumschule eingerichtet, in der bereits 4500 Pflänzchen heranwuchsen. Es war eine richtige Augenweide.

Chikoko: Baumpflanzungen und Baumschule, Nov.2019

Links: Die kleine Plantage von Chikoko hat sich gut entwickelt. Rechts: eine hübsche Baumschule gedeiht hier prächtig.

Danach gingen wir in das Buschland, das sich gleich hinter Chikoko erstreckt. Bis zum 20 km entfernten Nthondo gibt es keine Ansiedlung mehr. Trotzdem waren auch hier menschliche Spuren unverkennbar. Holzeinschlag und Brandrodung hatten den an sich dichten Wald schon ganz schön gelichtet. Wir wollen weiterhin mit Herrn Mybeck beraten, wie wir es ermöglichen können, dass dieses Waldgebiet vor weiteren Eingriffen geschützt bleibt. Wieder waren wir bis weit nach Zenitstand unterwegs. Auch heute fehlte uns nachmittags die Kraft, uns noch einmal aufzuraffen. Außer einem kurzen Spaziergang zum Fluss und den Hippos kurz vor Sonnenuntergang war nichts mehr drin. Selbst bei Sonnenuntergang hatten wir noch 39°; unter dem Blechdach im Haus waren es weit über 40°, als wir zu Bett gingen. Tags darauf wollten wir weitere Anpflanzungen besuchen. Zuerst ging es nach Mphaso, den südlichsten Zipfel von Olavs Wirkungsbereich und den einzigen, welcher direkt bei uns im Landkreis liegt. Die Pflanzen erschienen zwar in einem etwas trostlosen Zustand, waren jedoch noch vorhanden und können sich bei baldigem Regen durchaus erholen. Weiter ging es nach Lukwa, etwa 10 km entfernt. Wir durften ein größeres Feld bestaunen, auf dem es - nichts gab. Zum Teil hatten die Pflanzen durch den Zyklon gelitten, andererseits hatte man sich nicht um die Pflanzen gekümmert. Offenbar war es hier manchen Bewohnern nicht genug, die Pflanzen geschenkt zu bekommen. Nein, sie wollten sogar noch Geld dafür haben, dass sie die Pflanzen versorgen. Wir erfuhren, dass eine andere Organisation genau diese Unsitte eingeführt hatte. Wenn wir nicht für die Bewässerung zahlen, wartet man halt so lange ab, bis eine andere Organisation kommt, die dafür zahlt. Punkt. Oder auch nicht. Wir trafen einen der Ortsvorsteher. Als wir ihn ansprachen, reagierte er so dümmlich, als hätte er noch nie etwas angepflanzt. Als wir ihn mit einigen kritischen Fragen löcherten, hörte er sich diese zuerst schweigend an und verabschiedete sich dann, ohne auf eine der Fragen einzugehen, mit der Begründung, dass er einen Termin habe.

Kümmerliche Bäumchen in Lukwa, sengende Hitze, November 2019

Trostlose Anpflanzungen mit allenfalls kümmerlichen Resten in einem Teil Lukwas.

Mit Sprachlosigkeit, Enttäuschung und auch Wut im Bauch trafen wir auf einen zweiten Ortsvorsteher, der des Weges kam. As könnte er Gedanken lesen, bot er uns an, einmal seinen Teil des Dorfes zu begutachten. Da sah es dann doch deutlich freundlicher und versöhnlicher aus, konnte er uns doch mehrere Anpflanzungen zeigen, die wirklich gut gediehen waren. Auch seine eigene machte einen prima Eindruck. Trotzdem verließen wir das Dorf mit recht gemischten Gefühlen, zumal die Anzahl der intakten Pflanzen eher bescheiden aussah.

Schöne Pflanzungen in Lukwa 2

In diesem Teil Lukwas sahen die Pflanzen und Anpflanzungen wesentlich erfreulicher aus

Einen Lichtblick bieten unsere beiden Gärtnerinnen. Sie bringen momentan die Saat für die zweite Generation von 40.000 Bäumen aus. Wir wünschen uns allen, dass diese Pflänzchen einmal richtig große Bäume werden und je nach Sorte die Anwohner und Mitarbeiter ernähren helfen. Ein großer Teil soll gleich neben dem AAA-Haus im Feld seinen späteren Platz finden.

Am nächsten Tag stand etwas wesentlich Erfreulicheres an, eine echte Abwechslung. Mit einer großen Tasche voll von Schreibutensilien wie Stifte, Malzeug, Spitzer und Radiergummis, die wir von der Aktion „Stifte stiften“ der 1-2-3 Kinderfonds Stiftung gestellt bekommen hatten, gingen wir zur Mulaka Primary School in Nthumba. Rasch verschwanden die Massen aus unseren Taschen und wanderten in unzählige Kinderhände. Mehrere hundert Schüler versorgten wir mit den Schreibutensilien. Wir schauten in viele glückliche Gesichter.

Stifte verteilen in Primary School

Große Freude bei der Verteilung der Schreibutensilien in der Mulaka Primary School

Nicht einmal 100 m von der Schule entfernt schauten wir in weniger glückliche Gesichter. Dort wohnt unser Mitarbeiter Hijap mit seiner Familie. Auch dieses Haus sieht sehr ramponiert aus. Notdürftig versuchte jemand gerade, das Haus mit Stroh abzudecken. Das Hausinnere sah trostlos aus. Nur wenige Koch- und Essgeschirr sowie Feldwerkzeuge waren ihm geblieben. Die Familie schlief gewöhnlich auf dem nackten Boden. Auch Hijaps Haus soll in den kommenden Monaten saniert werden und vor allem ein vernünftiges Dach bekommen.

Hijabs Haus unter Rekonstruktion, Nov.2019

Links: Notdürftig wird Hijaps Haus mit Stroh abgedeckt. Rechts: Hijap (im Vordergrund) begutachtet mit uns die Schäden.

Der nächste Tag war der Freitag, an dem bereits die nächste große Schulveranstaltung anstand. Als wir morgens in der Mpatsa Schule eintrafen, durften wir uns sogleich vom Fortschritt der Arbeiten überzeugen. Die Bauarbeiten waren bereits in vollem Gange. Unzählige Hände besserten das Mauerwerk aus und dichteten es ab, strichen die Säulen, Dächer sowie Klassenzimmer und setzten neue Fensterscheiben ein. Das erste von drei Schulgebäuden war so gut wie fertig und sah fast wie neu aus. Wir übergaben den Lehrern den zweiten Teil der Spende.

Bauarbeiten an der Mpatsa CDSS, November 2019

Die Bauarbeiten in der Mpatsa CDSS sind in vollem Gange

Anschließend fand eine große Zeremonie statt, an der alle Schüler, Lehrer und der Landkreisfürst, die Traditionellen Autorität, teilnahmen. Zusammen mit der Traditionellen Autorität übergaben wir offiziell den Scheck des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) an die Schulleitung. Anschließend verteilten wir die Schuluniformen und Maissäcke an die 20 besonders bedürftigen Studenten; ebenso an einige Lehrer. Es folgten etliche Ansprachen, in der die Lehrer der Mpatsa CDSS ihre Freude und ihren Dank ausdrückten. Die Traditionelle Autorität dankte ebenso dem THG als auch uns, dem Überbringer, und bedankte sich auch für all unsere Aktivitäten im Landkreis in den vergangenen Jahren. Wir betonten, dass die Spenden allein durchs THG aufgebracht wurden und dass der Zyklon in Deutschland und in der Partnerschule eine große Anteilnahme und Solidaritätswelle hervorgerufen hatte.

Zeremonie für die Spenden des THG Pforzheim an CDSS, November 2019

Links: Übergabe des Schecks zusammen mit der Traditionellen Autorität (ganz rechts). Mitte: Verteilung der Schuluniformen. Rechts: Verteilung der Maissäcke.

Nach der Zeremonie vereinbarten wir einen letzten Besuch für den Dienstag, dem Tag vor unserer Abreise nach Blantyre. Bis dahin sollten die Arbeiten so gut wie abgeschlossen sein. Diesen überaus erfreulichen Tag beendeten wir wieder mit einem geruhsamen Nachmittag, während dem wir Fotos ans THG versendeten. Für Samstagvormittag hatte Olav seine Ankunft angekündigt. Wir hatten ihn gebeten, uns die Ziegelpress-Maschine aus Blantyre mitzubringen, die dort wegen der dauernden Stromausfälle nicht rechtzeitig vor unserer Abfahrt in den Lower Shire fertiggestellt werden konnte. Mit großer Freude empfingen wir ihn. Leider blieb es uns versagt, ihm einen ersten selbstgepressten Ziegel gleich mitzugeben. Die Maschine funktionierte nicht korrekt. Nach vielen Tests und Analysen bewahrheitete sich Olavs Vermutung, dass ein Konstruktionsfehler vorlag. Am nächsten Tag brachte das AAA-Team die Maschine zu einem Schweißer, der zwei Querstreben nach oben versetzte. Als die Maschine zurückkam, entstand nach einigen weiteren Versuchen der erste brauchbare Ziegel – über 24 Stunden nach Olavs Besuch.

Die neue Ziegelpresse wird eingeweiht bei AAA Malawi, Nov.2019

Links: Besprechung mit Olav Schmidt. Mitte: Unsere Ziegelpressmaschine kommt zum Vorschein. Rechts: Die ersten Tests verlaufen wenig erfolgreich.

Den Samstagnachmittag, während dem die Arbeiter eifrig die Maschine testeten und nach dem Fehler suchten, nutzten wir, um die Anpflanzungen auf unserem Projektgrundstück unter die Lupe zu nehmen. Hier hatte sich augenscheinlich wenig getan. Wir sahen die fest verwurzelten Pflanzen vom letzten Jahr, jedoch konnten wir von denen aus diesem Jahr nur wenig finden. Vor allem die alles zertrampelnden Kühe und Ziegen seien daran schuld. Wir müssen uns Ergebnisse lieferte. Am Montag verliefen die Tests immer besser, so dass die Ziegelproduktion allmählich zur Serienreife überging. Unser Praktikant Benito erwies sich bald als so geübt, dass wir ihn fest als Bauarbeiter anstellten. Am Dienstag, dem letzten Tag im Lower Shire, hatten wir ein randvolles Programm. Zum Glück war es auch mal etwas kühler, so dass wir es gut aushielten. In der Frühe gingen wir nach Nthumba, wo unsere Ziegelpressmaschine nun richtig zum Einsatz kam. Für Herrn Mybecks 82-jährigen Vater soll ein neues Haus gebaut werden. Schon bei der Flut vom Januar 2015 war sein Haus schwer in Mitleidenschaft gezogen worden und kaum noch bewohnbar. Der diesjährige Zyklon Idai hatte ihm den Rest gegeben. Da wir seinen Vater in den vergangenen Jahren nie unterstützt hatten freute sich unser Projektleiter sehr, als wir ihm vorschlugen, seinem Vater nun endlich zu helfen. Papa Mybeck strahlte vor Glück über beide eingefallene Wangen.

Ruine des Vaters von Mybeck, ES entsteht ein neues, stabileres Haus, Ende 2019

Links: Papa Mybeck vor seiner Hausruine. Mitte: Das Grundstück für das neue Haus wird ausgehoben. Rechts: Unser neuer Mitarbeiter Benito presst die Ziegel serienweise, da diese einige Tage lang trocknen müssen, bevor sie für den Bau verwendet werden können.

Bald mussten wir die Baustelle verlassen, weil wir den Abschlusstermin an der Mpatsa Schule wahrnehmen wollten. Dort sahen die Ergebnisse sehr überzeugend aus. Bis auf die Böden, die erst in den Schulferien ausgebessert werden können, waren die Gebäude fertiggestellt, und die Schule konnte den Unterricht wieder in den Gebäuden abhalten. In der Woche davor hatte der Unterricht im Freien stattgefunden – zum Glück noch ganz ohne Regen.

Scbule Vergleich alte Mpatsa CDSS zur neuen, Nov.2019

Fotoreihe oben: Die Schule im Zustand, wie wir sie bei unserer Ankunft vorfanden. Fotoreihe unten: Die Schule sieht wie verwandelt aus und die Schüler sitzen in sauberen Klassenzimmern.

Nach einer Abschlussbesprechung mit der Schulleitung fuhren wir ein letztes Mal nach Nsanje, wo wir Herrn Goba nochmals kurz besuchten. Während unser Team noch einmal eine Autoreparatur-Werkstatt aufsuchte, gönnten wir uns ein Mittagessen in einem Restaurant. In all den Tagen hatten wir eine sehr karge Kost genossen. Der Ernteausfall machte sich sehr deutlich bemerkbar. Wir beide nahmen in diesen wenigen Wochen etwa 5 Kilogramm ab. Am nächsten Tag, dem Mittwoch, war der Tag der Abfahrt gekommen. Wir verabschiedeten uns von unseren Leuten und fuhren planmäßig um 6 Uhr los. Exakt um 10 Uhr kamen wir schon in Blantyre an. Kaum dort angekommen, öffnete der Himmel seine Schleusen. Sowohl in Blantyre, als auch in Tengani schüttete es heftig für einige Stunden. Die Schule war gerade noch rechtzeitig fertig geworden, keinen Tag zu früh. Vier Tage hatten wir noch vor uns in Blantyre, die wir mit Abrechnungen und Besprechungen verbrachten. Außerdem trafen wir uns nochmals mit Olav, wobei er auch den versprochenen ersten, selbst gepressten Ziegel überreicht bekam. Tags darauf gingen wir für eineinhalb Tage in den Bvumbwe Park, in dem man schöne „Zu-Fuß-Safaris“ machen kann. Er ist nicht mal 30 km von Blantyre entfernt. Selbst unser Hausberg, der Mount Soche, ist von dort aus noch in beeindruckender Größe zu sehen.

Szenen im Bvumbwe-Park

Szenen aus dem Bvumbwe-Park

Als an unserem Abflugtag die Reise losgehen sollte, mussten die Anwohner mit vereinten Kräften noch kurz die kleine Brücke nahe Mybecks Haus reparieren, die der heftige Regen in den Stunden zuvor halb fortgespült hatte. Über ein Provisorium mit Sandsäcken wurden wir darüber hinweg gelotst, um rechtzeitig am Flughafen anzukommen. Dort war der Strom ausgefallen. Da die Gepäck-Sicherheitskontrollen nicht funktionierten, mussten wir die Koffer zwecks manueller Untersuchung öffnen. Jedoch ließ sich unser Koffer nicht öffnen, weil das Zahlenschloss klemmte. So wurden wir lediglich gefragt, was wir eingepackt haben. Damit war die Kontrolle beendet. Am Abfertigungsschalter ging es zu wie vor 50 Jahren: Weil das Buchungssystem auch nicht funktionierte, wurden die Gepäckabschnitte und Bordkarten manuell ausgestellt, in mühevoller Handarbeit. Es grenzte an Wunder, dass wir trotz allem sogar etwas früher als geplant starteten. Noch erfreulicher war, dass unser gesamtes Gepäck im kleinen Gepäckraum Platz fand, weil die Maschine nur halb voll wurde.

Auf dem Rückflug

Links: Unsere handgeschriebenen Bordkarten. Mitte: Mitten über dem nicht enden wollenden Malawisee. Rechts: Diesen Anblick hat man nicht alle Tage. Wir konnten unserer eigenen Maschine beim landen zusehen.

Trotz langer Verzögerung in Paris kamen wir fast pünktlich in Stuttgart an und in absoluter Rekordzeit aus dem Flughafen heraus. Vom Zeitpunkt des Aufsetzens auf der Landebahn bis zum Bahnsteig auf dem Airport-S-Bahnhof vergingen gerade einmal 9 (!) Minuten. Passkontrolle, Gepäckausgabe und die nicht vorhandene Zollkontrolle waren in 5 Minuten erledigt. Das hatten wir noch nie erlebt.

Unser Fazit der Reise sieht etwas durchwachsen aus:

Nur das Programm mit der Schule verlief programmgemäß, um nicht zu sagen, optimal. Von den Anpflanzungen sahen wir nicht einmal die Hälfte und von den im letzten Jahr reparierten Brunnen keinen einzigen. Der Hausneubau lief zwar gut an, aber eindeutig zu spät. Gerne hätten wir auch noch spätere Stadien des Hausbaus gesehen. Jedoch ließ sich der Zeitverlust wegen der endlosen Auto-Reparaturen nicht aufholen und genauso wenig die Lieferverzögerung der Ziegelpressmaschine, von ihrem Konstruktionsfehler ganz zu schweigen. Ganz allgemein scheinen die Malawier in einer Lethargie zu stecken, der wir uns leider auch nicht ganz entziehen konnten. Selbst die Afrikaner waren nur vormittags in der Lage zu arbeiten. Auch wir haben an den Nachmittagen so gut wie nichts mehr zustande gebracht. Vielleicht lag es an der Hitze oder an der schlechten Ernährungslage, jedenfalls haben wir nur einen Bruchteil dessen abgearbeitet, was wir in den letzten Jahren geleistet hatten. Mit nun zwei Wochen Rückblick können wir uns auch vorstellen, dass die Malawier in einer Art Schockzustand leben, nach vier verheerenden Ernten. Seit 2015 gab es zwei Fluten und zwei Dürrejahre. Und ausgerechnet die zu erwartende Rekordernte von 2019 hatte Zyklon Idai vernichtet und die Leute in Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung gestürzt. Hoffen wir, dass die kommende Ernte besser ausfällt und die Menschen neue Hoffnung schöpfen können. Hoffen wir, dass wir im nächsten Jahr wieder mehr Tatkraft haben.

Wir wünschen Euch allen
eine
besinnliche Advents- und Weihnachtszeit

sowie
einen guten Rutsch ins nächste Jahr.
Active Aid in Africa wünscht Ihnen allen Frohe Weihnachten!

Birgit Uhlig und Robert Mattheus
1. und 2. Vorsitzender Active Aid in Africa e.V.
Im Ludlein 22
75181 Pforzheim
Telefon: 07231-66500 (sprechen Sie bitte ggf. auf den Anrufbeantworter)
E-Mail: mail@aaa-germany.de
Website: http://www.aaa-germany.de


Hier finden Sie noch den Reisebericht von 2018